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      Kreißsaal Hebamme im Alltag

      Hebamme im Kreißsaal - Wie sieht eigentlich dein Alltag aus?

      Was machst du eigentlich den ganzen Tag? „Jede Menge gleichzeitig” – antwortet Hebamme Sophie-Elisabeth Theuerkauf spontan. Wenn man sich anschaut, was sie als Hebamme im Kreißsaal alles tut und verantwortet, ist das wirklich allerhand. Sie nimmt uns mit, einen Tag mit ihr zu verbringen und so den Beruf der Hebamme besser kennenzulernen.
      Hebamme Sophie Theuerkauf

      Sophie Elisabeth Theuerkauf arbeitet in der klinischen Geburtshilfe im Kreißsaal des DIAKOVERE Friederikenstifts in Hannover. Außerdem bietet die Hebamme Schwangeren- und Wochenbettbetreuung auf freiberuflicher Basis an: www.hebamme-linden.de. Fotocredit Portrait: Jörg Sänger

      4:45 Aufstehen

      Mein Wecker klingelt. Ich habe zum Glück einen recht kurzen Arbeitsweg und drücke die Snooze-Taste. Im Sommer fällt mir das frühe Aufstehen leichter als in der dunklen und kalten Jahreszeit. Da kostet es schon Überwindung. Kurz ins Bad, anziehen, Tasche packen. Frühstück? Um diese Zeit kann ich noch nichts essen.

      Allerdings ist das immer ein wenig gefährlich: Im Kreißsaal weiß man nie, wann man in Ruhe essen kann. Ein Kaffee zu Hause muss aber sein, damit ich in Schwung komme. Dann radele ich zur Klinik, stemple ein, zieh mich um und hole mir den zweiten Kaffee. Bereits beim Betreten des Saals spüre ich meist schon die Stimmung. Das ist immer wieder eine Überraschung, weil man nie weiß, was einen zu Dienstbeginn erwartet.

      6:00 Übergabe Frühdienst

      Im Dienstzimmer kommen wir um 6:00 Uhr zur Übergabe zusammen. Welche Frau ist im Kreißsaal? Welche ist auf Station und wer ist bereits unter der Geburt? Der Kalender wird aufgerufen, um zu checken, wer heute angemeldet ist: Frau Franke* kommt in einer halben Stunde zum geplanten Kaiserschnitt. Frau Petrowa* um 8:30 Uhr zur Aufnahme und Einleitung. Ihr Kind ist zehn Tage nach dem errechneten Termin noch nicht geboren, daher versuchen wir die Geburt nun langsam anzuregen.

      Mitten in der Übergabe klingelt das Telefon. Der Rettungsdienst ist dran. Sie bringen gleich eine Frau mit starken Wehen und deutlichen Schmerzen. Es ist ihr drittes Kind, sie spricht kaum Deutsch. Nun heißt es, sich schnell zu organisieren. Meist sind wir zunächst zwei examinierte Hebammenkolleginnen, eine weitere kommt um 8:00 Uhr dazu. Sie wird den Kaiserschnitt betreuen. Wenn wir Glück haben, sind auch ein bis zwei Hebammenschülerinnen und -studentinnen zur Unterstützung da. Wir teilen uns auf. Ich gehe gemeinsam mit einer Schülerin zu einer Gebärenden in Kreißsaal 2. Frau Franke, die zum geplanten Kaiserschnitt kommt, werde ich auch aufnehmen. Meine Kollegin wartet auf den Rettungsdienst mit der wehenden Frau.

      6:30 Aufnahme

      Frau Franke steht vorfreudig und mit gepackter Tasche vor der Tür des Kreißsaals. Ich frage sie nach ihrem Mutterpass und der Versichertenkarte, um sie stationär aufzunehmen. Es müssen alle wichtigen Papiere für die Operation unterschrieben sein. Gleichzeitig höre ich, dass Frau Jost* – „meine“ Gebärende aus Kreißsaal 2 – nebenan lauter wird. Ich kann gerade nicht bei ihr sein, das stresst mich etwas. Das Kind wird nicht mehr allzu lang auf sich warten lassen. Aber die junge Kollegin ist da. Ich sitze am Computer und nehme Frau Franke auf. Es klingelt an der Kreißsaaltür. Der Rettungswagen ist da, meine Kollegin übernimmt. Ich schaue noch schnell, ob ich helfen kann, aber sie hat alles unter Kontrolle. Die Frau kommt in den anderen Geburtsraum. Auch hier ist glücklicherweise eine Schülerin direkt mit anwesend.

      7:00 Telefondienst

      Mittlerweile ist es 7:00 Uhr, die Drittgebärende aus dem Rettungswagen ist schon sehr weit unter der Geburt. Meine Kollegin bleibt bei ihr. Ständig klingelt das Telefon, eine Frau möchte einen Termin verschieben, eine andere weiß nicht genau, ob sie schon in den Kreißsaal kommen muss. Dann ruft ein Klinikhandwerker an, um einen Termin auszumachen. Eine Tür schließt nicht richtig und muss repariert werden. Ich versuche ruhig zu bleiben und arbeite alles ab.

      Immer mehr Ärzte sind nun anwesend, sie verteilen ihre Aufgaben und klären die Zuständigkeiten für den Kreißsaal – manchmal muss es ja schnell gehen. Das Rettungswagen-Baby ist bereits geboren. Alles ist gut gegangen, der Vater hat es noch geschafft, bei der Geburt dabei zu sein. Meine Kollegin bleibt weiterhin bei der Frau, die Plazenta ist noch nicht geboren. Hier heißt es: Wachsam sein, der Blutverlust muss im Auge behalten werden. Es ist eine sensible Phase. Ich begleite Frau Franke auf Station, wo sie nun für den geplanten Kaiserschnitt vorbereitet wird. Ich muss sie beruhigen, es sind doch noch viele Fragen offen. Auch ihr Partner ist sehr aufgeregt.

      8:37 Die erste Geburt

      „Meine“ Gebärende arbeitet intensiv und veratmet laut ihre Wehen. Die letzte Untersuchung ergab, dass der Muttermund ganz geöffnet ist. Ich muss bei ihr bleiben. Wenigstens jetzt. Um 8:37 Uhr wird das Kind in meine Hände geboren, auch die Plazenta kommt zeitnah. Frau Jost hat das wunderbar gemacht. Nun bonden und kuscheln alle. Ich bin dankbar, dass alles gut geklappt hat, und habe ein Lächeln im Gesicht. Es klingelt erneut. Frau Petrowa zur Einleitung steht vor der Kreißsaal-Tür. Ich bekomme so langsam Hunger. Doch vor der Pause müssen wir noch die Geburten dokumentieren. Papier ist geduldig, das muss warten. Denn jetzt meldet sich erst mal eine Kollegin telefonisch krank. Sie arbeitet eigentlich die nächsten fünf Tage. Zwischen all der Arbeit holen wir den Dienstplan heraus und sehen nach, wer einspringen kann.

      11:00 Kurze Pause 

      Die drei Wöchnerinnen und ihre Kinder sind auf die Geburtsstation verlegt, wir atmen durch. Jetzt schnell etwas essen und trinken. Man weiß ja nie, was noch kommt. Wir säubern noch die Räume und füllen Material auf, damit gut weitergearbeitet werden kann. Wieder klingelt das Telefon: Ein niedergelassener Gynäkologe möchte eine Schwangere schicken. Sie hat viel zu hohen Blutdruck und soll noch mal intensiver untersucht werden. Zum Glück ist die Frau schon bei uns angemeldet, wir suchen die Akte raus.

      Um 12:30 Uhr kommt Frau Petrowa, deren Geburt eingeleitet wird, erneut zur Kontrolle in den Kreißsaal. Sie gibt an, dass sie deutliche und regelmäßige Wehen spürt. Ob sich das Kind doch auf den Weg macht? Ich wünsche es ihr. Wieder klingelt das Telefon. Eine Schwangere gibt an, dass sie vermutlich Fruchtwasser verliert und die erste Geburt sehr schnell ging. Ich sage ihr, dass sie zügig kommen soll. Das bedeutet, dass innerhalb der nächsten Stunde wieder mindestens drei Schwangere im Kreißsaal sein werden.

      13:30 Übergabe Spätdienst

      Es ist noch viel zu erledigen und zu schreiben, aber gleich kommen die Kolleginnen vom Spätdienst und unsere Übergabe steht an. Wir berichten vom Vormittag, von liegen gebliebenen Tätigkeiten, von den Frauen, die angekündigt wurden, aber noch nicht erschienen sind. Da klingelt es auch schon an der Kreißsaaltür. Ein ganz normaler Dienst geht zu Ende.

      14:45 - 18:30 Dienstende, Hausbesuche, Feierabend

      Ich kann pünktlich gehen. Schnell radele ich nach Hause und esse mit meiner Tochter. Sitzen, durchatmen und den Tag Revue passieren lassen. Ich muss lächeln, als ich an die schöne Geburt von heute denke. Der Tag hat wieder mal gezeigt, wie herausfordernd es in unserem Beruf ist, manchmal innerhalb von wenigen Augenblicken zwischen all den Dingen, die parallel laufen, zu entscheiden, welche die dringendste Aufgabe ist.

      Mein Arbeitstag ist auch noch gar nicht vorbei. Es warten noch zwei Hausbesuche auf mich. Eine Schwangere und eine junge Wöchnerin werde ich heute noch sehen. Um kurz nach 18:30 Uhr endet mein Arbeitstag. Viel passiert heute nicht mehr. Wenn man so viele Menschen am Tag gesehen und begleitet hat, sehnt man sich nach etwas Ruhe. Ich freue mich auf mein Bett und bin gespannt, was der nächste Dienst für mich bereithält.

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