Endlich bist du da – das Wochenbett
Endlich können wir Dich riechen und streicheln, Deine warme Haut spüren, Deine Tränen trocknen, Deinen Hunger stillen, uns ganz eng an Dich kuscheln – endlich bist Du bei uns. Mit der Geburt hat das große Warten ein Ende: Eltern und Baby sind vereint. Jetzt beginnt die Zeit des Kennenlernens – die Wochenbettwochen.So starten Sie richtig in die erste Woche mit Baby
Das Kind ist da, die Welt steht Kopf. Liebe, Glück und der Stolz, etwas wirklich Großes geschafft zu haben, wechseln sich ab mit totaler Erschöpfung, vielleicht auch Unsicherheit, Traurigkeit und Angst. Jede Geburt ist anders, genauso wie jedes Baby, jede Mutter und jeder Vater. Während der Schwangerschaft und der Entbindung hat der Körper einer Frau wahre Höchstleistungen vollbracht. Er braucht Zeit, um sich zu regenerieren. Aber auch Alltag und Partnerschaft wollen nun neu sortiert werden – Familie wird man nicht über Nacht. Dafür sind die Stunden, Tage und ersten Wochen nach der Geburt – auch Wochenbett genannt – da. Eine besondere Zeit, die alle Beteiligten intensiv erleben können. Wenn sie sich dafür Zeit nehmen.„Das Wochenbett ebnet einen guten Start in den neuen Lebensabschnitt mit Kind“. Jana Friedrich | Hebamme
Was ist Früh- und Spätwochenbett
Die Zeit nach der Geburt nennt man Früh- bzw. Spätwochenbett. Das Frühwochenbett dauert zehn Tage, das Spätwochenbett beginnt mit dem elften Tag und kann zwischen sechs und acht Wochen dauern. Das ist auch die Zeit, die Rückbildungsprozesse und die Heilung der Geburtswunden beanspruchen. Wie viel Zeit sich Familien nehmen, ist natürlich eine persönliche Entscheidung, aber: „Frauen sollten das Wochenbett nicht zu kurz kommen lassen. Die ersten zwei Wochen sollten es schon mindestens sein“, rät Jana Friedrich. Je mehr Ruhe Sie Ihrem Körper, aber auch Ihrer Psyche in der Zeit nach der Geburt gönnen, umso besser. „Ich empfehle, das Wochenbett wörtlich zu nehmen. Bleiben Sie so viel wie möglich im Bett!“Die körperlichen Veränderungen nach der Geburt sind groß. Der Wochenfluss, der bis zu sechs Wochen nach der Entbindung dauern kann, ist eine normale Begleiterscheinung. Auch Nachwehen, die die Rückbildung der Gebärmutter unterstützen, sowie ein schweres Gefühl im stark beanspruchten Beckenboden sind in der Wochenbettphase nicht untypisch. Oft kommt es auch zu Geburtswunden, die nur langsam verheilen und schmerzen können.
Neben den körperlichen Veränderungen hat eine Geburt auch psychische Auswirkungen. Häufig fühlen sich Mütter im Wochenbett ihrem Kind fremd und sind verzweifelt. Direkt nach der Entbindung gibt es einen regelrechten Hormonsturz, der für die als Babyblues oder Heultage bezeichnete Phase eine Ursache ist. „Fast alle Frauen haben damit zu tun. In den Tagen, wo sie der Babyblues packt, heißt es: tapfer sein bzw. diese Gefühle auch zulassen“, so der Rat der Hebamme. Hält es länger an und geht mit starkem Desinteresse am Kind und Veränderung der Persönlichkeit einher, könnte eine Wochenbettdepression vorliegen. In diesem Fall sollten Sie Ihren Partner in Ihre Gefühlswelt einweihen und die Hebamme informieren. Letztere kann Alarmzeichen, die auf die sogenannte postpartale Depression hinweisen, auch erkennen.
Familien sind während des Wochenbetts nicht allein. Jede Frau hat das Recht auf die Nachsorge einer Hebamme. Die Krankenkassen zahlen für ihren täglichen Besuch in den ersten zehn Lebenstagen des Kindes und für weitere 16 Termine bis zur vollendeten achten Lebenswoche. Frisch gebackene Eltern lernen von ihr Wichtiges über die Säuglingspflege, bekommen Tipps fürs Stillen oder Fläschchenfüttern und können mit ihr über Probleme sprechen.
Die wichtigste Zeit um Bindung aufzubauen
Neben der nötigen Regeneration bietet das Wochenbett der kleinen Familie die Chance, sich möglichst ungestört kennenzulernen. Bei gemeinsamen Ruhepausen und Kuschelstunden in einem Bett – natürlich auch zu dritt mit Papa – lieben es Neugeborene, auf der Brust oder dem Bauch der Eltern zu schlafen. So erfahren sie viel Nähe, Schutz und Zuwendung – die Zeit im Bauch wird quasi verlängert. „Das und die zuverlässige Befriedigung seiner Bedürfnisse geben dem Kind schon früh viel Selbstsicherheit, Vertrauen wird aufgebaut, die Bindung gestärkt“, so Jana Friedrich. Auch wenn vieles zu Beginn noch ungewohnt ist und vielleicht nicht auf Anhieb klappt: Nutzen Sie die Zeit des Wochenbetts, um Ihre eigene Routine mit dem Baby zu entwickeln und um sich an Abläufe wie Stillen und Wickeln zu gewöhnen.Dabei spielt natürlich auch der Vater eine große Rolle. „Ich erlebe die Väter heutzutage sehr engagiert. Sie nehmen sich wenn möglich Urlaub und sind eine große Bereicherung für die Wochenbettphase. Väter können – abgesehen vom Stillen – alles tun, was Mama auch kann und sind so eine große Unterstützung.“ Ein Rat an die Frauen: Sie sollten dem frisch gebackenen Vater genau das auch zutrauen und ihm dem Raum geben, seine eigenen Erfahrungen mit dem Neugeborenen zu machen.